Zürcher Verkehr steht auf gutem Fuss

Ortspartei Kreis 9

Beim ÖV top, beim Fussverkehr sogar Weltspitze: FDP-Stadtrat Filippo Leutenegger zeigte an der Polit-Lounge, dass die Zürcher Verkehrspolitik viel besser als ihr Ruf ist.

FDP-Stadtrat und Stadtpräsidiumskandidat Filippo Leutenegger setzt bei seiner eigenen Mobilität auf Abwechslung: «Ich bin heute wie so oft auf meiner Vespa zu Ihnen nach Altstetten gefahren. Den Sommer durch fahre ich viel Velo. Ich bin aber auch Autofahrer. Obwohl mein Wagen manchmal bis zu zwei Wochen lang unbenutzt auf dem Parkplatz steht, möchte ich auf keinen Fall auf ein eigenes Auto verzichten», erklärte er am Dienstag, 23. Januar im Best Western Hotel Spirgarten. Damit brachte Leutenegger gleich zu Beginn der Veranstaltung den Grundsatz der FDP Zürich 9 auf den Punkt. Diese hatte mit dem Aufruf  «ÖV, Velos, Autos und Fussgänger nicht gegeneinander ausspielen!» zur Polit-Lounge geladen.

Eine Selbstverständlichkeit auch für den zweiten Podiumsteilnehmer. Und das obwohl Lorenz Knecht als Geschäftsführer des Automobil Club Zürich in der Polit-Lounge jene Verkehrsteilnehmer vertrat, die von der Politik öfters bewusst entschleunigt werden. «Auch ich wähle in jeder Situation das Verkehrsmittel, mit dem ich am schnellsten vorankomme. Wenn Bürger durch Anreize dazu bewegt werden können, zum Beispiel mehr zu Fuss unterwegs zu sein, ist das gut. Ich bin aber grundsätzlich gegen Verbote», erklärte er.

«Mogelpackung auf Kosten der Allgemeinheit»

Als Beispiel nannte Knecht Überbauungen, in denen man nur bei Autoverzicht einziehen darf. «Es ist doch nicht gerecht, wenn sich eine Familie wieder eine neue Wohnung suchen muss, nur weil sie plötzlich auf ein Auto angewiesen ist», ärgerte er sich. Klare Worte fand auch Leutenegger: «Wenn Bauherren Überbauungen ohne Tiefgaragen bauen, handeln sie kleinkariert und engstirnig. Wer weiss heute schon, wie umweltfreundlich die Fahrzeuge von morgen sein werden. Vor allem aber handelt es sich um eine Mogelpackung auf Kosten der Allgemeinheit», erklärte er. Eine Siedlung sei nie autofrei, da zumindest die Besucher mit dem Auto in die Stadt fahren würden – und dann irgendwo im Quartier parkierten.

«Besser als Amsterdam»

Filippo Leutenegger gab offen zu, dass er in Augen linker Kritiker als Vorsteher des Tiefbaudepartements «alles falsch» mache. Doch er halte bewusst an seiner Politik fest, nicht einseitig das Velofahren zu fördern, sondern für sämtliche Verkehrsteilnehmer ein effizientes Verkehrssystem zu schaffen. Kein Vorbild sei für ihn die Velostadt Amsterdam. Im Gegenteil. «In Amsterdam steigen viele Bürger aus purer Verzweiflung über den schlechten ÖV aufs Velo. Und der Anteil derjenigen, die weiter mit dem Auto in der Stadt unterwegs sind, liegt um ein Drittel höher als in Zürich», führte Leutenegger aus. In Zürich dagegen sei der gut ausgebaute ÖV mit 41 Prozent die wichtigste Fortbewegungsart, gefolgt vom Fussverkehr mit 26 Prozent. «Im Fussverkehr sind wir Weltspitze!», sagte er nicht ohne Stolz.

Ein Rekordwert mit Folgen: Immer häufiger kommt es zu Konfliktsituationen zwischen Fussgängern und Velofahrern, wie auch in der anschliessenden Publikumsdiskussion mehrmals erwähnt wurde. Leutenegger zeigte deshalb auf, wie beispielsweise an der Rämistrasse, am Bellevue oder am Hauptbahnhof mit baulichen Massnahmen Engpässe beseitigt werden. «Gefordert ist aber auch die Sicherheitsdirektion, welche das Einhalten der Verkehrsregeln kontrollieren muss, und die Verkehrsteilnehmer selber, die mehr Rücksicht aufeinander nehmen sollten», mahnte er. Und noch einen Rat gab er den Besuchern der Polit-Lounge mit auf den Weg: «Wer eine einseitige Zürcher Verkehrspolitik verhindern will, wählt am 4. März bürgerlich», so der Stadtpräsidiumskandidat.


 

Bettina Fahrni und Angie Romero