Wo die Grenzen das Wachstum bestimmen

Ortspartei Kreis 9

Die Sogwirkung von Wirtschaftszentren wie Zürich wird immer stärker. Umso wichtiger ist, Städte bedarfsgerecht zu gestalten. Wie schwierig Stadtplanung angesichts der begrenzten Ressource Boden geworden ist, erklärt uns Lukas Walther, Vorstandsmitglied der FDP-Ortspartei im Stadtzürcher Kreis 9.

Bereits der Club of Rome prognostizierte in seinem Bericht von 1972 über «die Grenzen des Wachstums» einen Bevölkerungszuwachs und den damit verbundenen Bedarf an Ressourcen. Ressourcen, die grundsätzlich knapp sind. Die gängige Wirtschaftstheorie orientiert sich hierbei an den drei Grundressourcen Arbeit, Boden und Kapital. So hängen diese drei Ressourcen eng zusammen. Wo Boden und Kapital ist, ist Arbeit. Wo Arbeit und Kapital ist, wird der Boden knapp. Sind dagegen an einem Ort keine Arbeit und kein Kapital vorhanden, so findet sich dort oft viel Boden. Mit dieser gängigen Formel lässt sich die Migration in die Städte oder in die nähere Agglomeration begründen, welche durch verschiedene Anreize zusätzlich verstärkt werden können. So zum Beispiel eine attraktive Freizeitgestaltung oder eine gute soziale Betreuung von Kindern und Alten durch den Staat. Dass dabei ein Sogeffekt entstehen kann, ist nicht von der Hand zu weisen.

Das Leben findet in den Städten statt

Dies hat zur Konsequenz, dass zwar meist genügend Arbeit und Kapital vorhanden sind, doch zu wenig Boden, um grösser und höher zu bauen. Denn die bisher bestehenden Grünflächen sollten geschont werden, damit sie als Naherholungsgebiet oder auch als zukünftige Landreserven dienen können. Durch diese Konsequenz verstärkt sich der besagte Sog. Das Leben findet in den Städten statt, das kulturelle Angebot wächst, Vernetzungen und menschliche Interaktionen finden vermehrt statt. Zur Vernetzung, nicht nur innerhalb einer Stadt, sondern auch gegen aussen, sind leistungsfähige Transportwege nötig. Sei dies für den motorisierten Individualverkehr oder den öffentlichen Verkehr. Beide brauchen mehr Platz, grössere Trassees, neue Dimensionen in der Tiefe oder in der Höhe. Nicht selten werden in grösseren Städten U-Bahnen, S-Bahnen, Ringstrassensysteme, Busse oder ein Fahrzeugverleih eingesetzt, um diesem gesteigerten Bedarf an Mobilität zu entsprechen.

Infrastrukturbedarf steigt

Weiterhin ist die Ressource Boden kritisch, und die Ressource Arbeit verstärkt sich. Durch die Zunahme der Bevölkerung werden auch weitere Infrastrukturen benötigt, welche den Boden zunehmend verknappen; so werden Sportplätze, Stadien, Kongresszentren tendenziell dezentral an die Ränder gedrängt. Dies wiederum erfordert eine noch höhere Mobilität, um zu diesen Bauten zu gelangen. Schulhäuser und Spitäler, welche meistens zentraler gelegen sind, werden erweitert und ihre Grünflächen verbaut. Kleine Naherholungsgebiete in den Städten selbst, wie Parks oder Grünflächen, verlieren so gänzlich an Raum und verlieren zusehends ihre Daseinsberechtigung.

Richtige Balance zwischen Wohnraum und Infrastruktur finden

Die Frage, welchem Bedürfnis nun stattgeben wird, stellt die Regierungen und Verwaltungen vermehrt vor ein Dilemma. Es gilt die Bedürfnisse der verschiedenen Anspruchsgruppen zu verifizieren und diese gegeneinander anzugleichen. Fakt ist und bleibt, dass sich die Grösse Boden nicht beliebig erweitern lässt. Es besteht wohl die Möglichkeit der Überdachung von Verkehrsanlagen wie Autobahnen, Bahnsystemen oder Parkplätzen. Diese Alternative kann aber nur beschränkt umgesetzt werden und gibt verhältnismässig kleinere Flächen zur Nutzung zurück. Somit bleibt nur die Chance, sich bei grösseren Arealen Gedanken zu machen, ob und wie es eine Möglichkeit gibt, die verschiedenen Bedürfnisse so zu vereinen, dass die Balance zwischen Wohnmöglichkeit und Infrastruktur weiterhin gegeben ist und kein Ungleichgewicht entsteht.