Quartierverträgliches Konzept für 80 000 neue Wohnungen

Ortspartei Kreis 9

Die Bauexperten an der Polit-Lounge waren sich einig: Zürich muss in die Höhe bauen, um mehr Wohnraum zu schaffen. FDP-Stadtratskandidat Michael Baumer schwebt kein zweites Manhattan vor, sondern ein zusätzliches Stockwerk entlang der Hauptachsen.

Die Wohnungsknappheit bewegt die Zürcherinnen und Zürcher – auch an Podiumsanlässe zum Thema. So kamen am Dienstag, 7. November Interessierte aus ganz Zürich ins Best Western Hotel Spirgarten nach Altstetten, um sich über die neuesten Lösungsansätze im Wohnungsbau zu informieren. Ihr Interesse geweckt hatte eine Einladung der FDP Zürich 9, die für ihre Polit-Lounge mit den markigen Worten «Ein Stockwerk höher bauen – bezahlbaren Wohnraum schaffen!» warb.

Europäisch statt amerikanisch bauen

FDP-Stadtratskandidat Michael Baumer räumte an der Veranstaltung mit dem Irrtum auf, dass das FDP-Wahlkampfthema «Höher bauen» gleichbedeutend sei mit der Aufgabe des vertrauten und geliebten Stadtbildes. Das Gegenteil sei der Fall. «Wir wollen verhindern, dass Zürich ein kleines Manhattan oder Singapur wird, wo flächendeckend Hochhäuser stehen. Wir wollen Zürichs heutigen Charakter erhalten», beruhigte er die Zuhörer. Vorbild für Zürich müssten vielmehr europäische Städte sein, die seit Jahren entlang der Hauptachsen höher gebaut sind. «Wo Zürich gut mit dem öV erschlossen ist, ist es sinnvoll, ein Stockwerk höher zu bauen – bei Neubauten sollte ein zusätzliches Stockwerk möglich sein, bei bestehenden Gebäuden der Ausbau des Dachgeschosses.»

Architektin Salome Grisard zeigte auf, dass sich Landschaftsschutz und visionäres Bauen nicht ausschliessen. «Wer in der Schweiz die Landschaft schützen will, muss den Mut haben, in den Städten höher zu bauen», erklärte sie. Man müsse die Schweiz innerhalb der bestehenden Siedlungsstruktur verdichten. Grisard will dabei auch auf Hochhäuser setzen. «In besonders urbanem Gebieten wie Zürich-West sind Hochhäuserzonen das beste Rezept gegen Wohnungsknappheit.

Schneller Schulhausbau statt eiskalte Pavillons

Heiss diskutiert wurden auch die Probleme der Stadt Zürich beim Schulhausbau. Bereits heute fehlen in der Stadt Zürich 20 Schulhäuser, wegen dem Bevölkerungswachstum wächst diese Zahl bis 2030 auf 30 fehlende Schulhäuser, wie Podiumsleiter Marcel Müller vorrechnete. Salome Grisard fühlte sich prompt an die Schulzeit ihrer Kinder erinnert. «Sie haben mehrere Schuljahre in provisorischen Pavillons verbracht: Im Sommer litten sie unter der Hitze, im Winter unter der Kälte», erzählte sie kopfschüttelnd. Auch Michael Baumer hielt mit Kritik nicht zurück: «In der Stadt Zürich dauert es zehn Jahre vom Planen eines Schulhauses bis zum Einläuten des ersten Schultages», so der FDP-Politiker. Er zeigte sich überzeugt, dass Private Schulhäuser viel schneller bauen könnten. «Orientieren wir uns doch am Schulhausbau des 19. Jahrhunderts, als in jedem Quartier der gleiche Schulhaus-Typ gebaut wurden. Auch im 21. Jahrhunderts könnte ein Einheits-Schulhaus, das leicht an den Charakter des Quartiers angepasst wird, bei der schnelleren Bewältigung des Schulhaus-Mangels helfen», ergänzte er. «Was wir nicht brauchen, ist jedes Mal ein Architekturwettbewerb, bei dem die Behörden einen neuen Quartierleuchtturm küren wollen!»

Salome Grisard warf ein, dass Architekturwettbewerbe sinnvoll seien und gute Baulösungen fördern würden. «Aber die Idee eines modularen Schulhauses hat tatsächlich etwas Bestechendes», stimmte sie zu.

Nächste Polit-Lounge zum Thema Mobilität

Mit welchen baulichen Massnahmen Zürich die vielfältigen Herausforderungen des Bevölkerungswachstums bewältigen könnte, wird die Stadt Zürich weiter beschäftigen – und auch die FDP Zürich 9. So werden an der nächsten Polit-Lounge im Hotel Spirgarten erneut Infrastrukturfragen im Mittelpunkt stehen. Diskutiert wird Anfang Februar 2018 über die Mobilität und ihre Folgen.