Ein Befreiungsschlag für das Zürcher Tramnetz

Ortspartei Kreis 9

Das Projekt Rosengarten sei keine Abstimmungsvorlage für den Strassenverkehr, sondern für den ÖV, erklärte FDP-Ständerat Ruedi Noser an der Polit-Lounge zur Rosengartenabstimmung. Im Publikum anwesende Gegner konnten indes einem ÖV-Ausbau nichts Positives abgewinnen.

Das am 9. Februar zur Abstimmung kommende Verkehrsprojekt Rosengarten umfasst einen 2,3 Kilometer langen Strassentunnel in Wipkingen und eine neue Tramverbindung zwischen Milchbuck und Albisriederplatz. Markus Traber, Leiter des Amts für Verkehr des Kantons Zürich, nutzte eine Polit-Lounge der FDP Zürich 9 mit dem Titel «Chance Rosengarten», um der Quartierbevölkerung im Hotel Spirgarten die Komplexität des Projektes aufzuzeigen: «Der Strassentunnel besteht aus zwei Abschnitten. Im Abschnitt Hardbrücke/Wipkingerplatz bis Bucheggplatz werden zwei richtungsgetrennte Röhren mit je zwei Fahrstreifen erstellt. Der Rosengartentunnel verläuft in einem Bogen zum Bucheggplatz, um die Steigung aus Sicherheitsgründen bei maximal fünf Prozent zu halten. Im Abschnitt Bucheggplatz bis Hirschwiesenstrasse, dem Portal Irchel, ist dagegen nur ein zweispuriger Tunnel vorgesehen», führte er auf. Dessen geringere Kapazität reiche aus, weil viel Verkehr am Bucheggplatz ein- beziehungsweise abfliesse.

Ihm sei bewusst, dass in der Stadt Ängste vor Mehrverkehr bestünden. Diese seien unbegründet. «Der Stadtrat hat sich mit dem Regierungsrat auf eine Verkehrsobergrenze von 56 000 Fahrzeugen pro Tag verständigt, was der heutigen Verkehrsmenge entspricht», zeigte er auf. Diese Zahl werde überwacht, so dass umgehend Gegenmassnahmen ergriffen werden könnten, sollten doch mehr Autos durch die Stadt rollen. «Dieses Szenario erachte ich aber als unwahrscheinlich angesichts all der anderen Kapazitätsengpässe auf den Stadtzürcher Strassen», erklärte Traber.

Tramachse entscheidend für Wirtschaftsstandort Zürich

Im Mittelpunkt des Rosengarten-Abends stand eine von Kantonsrätin Angie Romero moderierte Diskussion zwischen FDP-Ständerat Ruedi Noser und AFV-Leiter Markus Traber. Noser eröffnete sie mit einer unmissverständlichen Einordnung: «Das Projekt Rosengarten ist keine Abstimmungsvorlage für den Strassenverkehr, sondern für den ÖV». Die beiden neuen Tramlinien zwischen Zürich Nord und Zürich West beziehungsweise zwischen Zürich Nord und Zürich Süd würden den heute bereits stark ausgelasteten ÖV-Knoten um den Hauptbahnhof entlasten. Oder wie es Traber formulierte: «Das Rosengartenprojekt ist ein Befreiungsschlag für das Zürcher Tramnetz».
«Wenn wir das S-Bahn-Netz und dessen Bahnhöfe ausbauen, müssen wir für die vielen tausend neu in die Stadt strömenden Pendlerinnen und Pendler auch entsprechende Kapazitäten auf dem ÖV-Netz der Stadt schaffen. Die neue Tramachse zwischen Albisriederplatz und Milchbuck ist entscheidend für den Wirtschaftsstandort Zürich – und damit meine ich den ganzen Kanton», führte Noser aus. Und dachte dabei nicht nur an optimale Arbeitswege für die ausserhalb der Stadt wohnenden Pendler. «Erfolgreiche Städte haben nicht nur die Altstadt als Zentrum, sondern auch ausserhalb von dieser urbane Anziehungspunkte. Diese sind wichtig für Handel und Gewerbe – gerade in Zeiten des Internethandels», ergänzte er.

Milchbuck-Haltestelle wird behindertengerecht

AFV-Leiter Markus Traber nahm das Projekt aus klimapolitischer Sicht unter die Lupe. «Betrachtet man das ganze Projekt, wird gegenüber heute zusätzlicher Grünraum geschaffen, insbesondere im Bereich der Rosengartenbrücke», erklärte er. Doch kam er nicht darum herum Stellung beziehen zu müssen zum Vorwurf der Gegner, dass der «für die Quartiererholung und das Stadtklima wichtige Irchelpark» um 3000 Quadratmeter verkleinert würde. «Das stimmt. Die Tramhaltestelle Milchbuck wird ausgebaut, um Platz für die beiden neuen Tramlinien zu schaffen», zeigte er auf. Die Trams würden hier künftig nebeneinander statt wie bisher hintereinander halten, die Haltestelle werde dadurch behindertengerecht. «Heute kommt es leider vor, dass Passagiere mit Mobilitätseinschränkungen nicht rechtzeitig einsteigen können, falls sie auf dem langgezogenen Perron am falschen Ort warten, wenn zwei Trams knapp hintereinander einfahren», so Traber.

Gegner: Auf innerstädtischen ÖV verzichten

Die über 50 Zuhörerinnen und Zuhörer nutzten die anschliessende Diskussionsrunde für kritische Anmerkungen. Während Befürworter bemängelten, dass der Bund die Wichtigkeit des Projektes noch nicht erkannt habe – er spricht seine Gelder aus dem Agglomerationsprogramm jeweils erst zum Zeitpunkt, an dem ein Projekt nach einem Abstimmungserfolg baureif vorliegt, wie Noser erörterte – kritisierten die Gegner den Ausbau des Tramnetzes. Eine Zuhörerin hielt gar eine minutenlange Standpauke, dass Pendler auf innerstädtischen ÖV verzichten und von den Bahnhöfen Hardbrücke beziehungsweise Altstetten aus zu Fuss an ihren Arbeitsplatz gehen sollten – das dauere «ja nur ein paar Minuten».