Auf dem Koch-Areal soll Wohnraum für alle entstehen

Ortspartei Kreis 9

Die Polit-Lounge zur FDP-Initiative «Wohnen und Leben auf dem Koch-Areal» fand bewusst in der benachbarten Freilager-Überbauung statt. Die grösste 2000-Watt-Überbauung der Schweiz ist gemäss Gemeinderat Përparim Avdili eines von vielen Beispielen, dass Private schneller und günstiger bessere Wohnbauprojekte realisieren können.

Kurz vor Schluss der angeregten Diskussion im ruum.siebe3 meldete sich jener Zuhörer zu Wort, der den kürzesten Weg an die Polit-Lounge zur FDP-Initiative «Wohnen und Leben auf dem Koch-Areal» hatte: «Ich staune über die Vorwürfe, dass Private in Zürich zu teuer bauen. Hier in der Marktgasse des Freilagers zahle ich für eine 100 Quadratmeter-Neubauwohnung weniger als 1900 Franken», erklärte der Neuzuzüger in breitem Berndeutsch. Wie so viele im Saal hatte er kein Verständnis für den Plan der Stadtregierung, auf dem benachbarten Koch-Areal die x-te Überbauung voller gemeinnütziger Wohnungen hinstellen zu wollen. Denn dort wird die Siegergenossenschaft darüber entscheiden, wer eine Wohnung auf dem Koch-Areal bekommen wird. Und diese ist eng mit dem links-grünen Lager in Zürich vernetzt.  «Wer aber baut Wohnungen für jene Leute, die seit Jahren in Zürich ihren Lebensmittelpunkt, aber keine persönlichen Verbindungen in die Genossenschaftskreise haben?», kritisierte der Anwohner.

FDP-Gemeinderat Marcel Müller, der zuvor als Moderator durch die Veranstaltung geführt hatte, teilte diese Kritik: «Die Wohnbaupolitik in Zürich muss neu gedacht werden: Ökonomischer, ökologischer und sozialer durchmischt», mahnte Müller.

Pluspunkt Schulhaus

Bürgerliche Wähler, die gehofft hatten, von den FDP-Politikern markige Worte gegen die städtische Wohnbaupolitik zu hören, wurden enttäuscht. Përparim Avdili, Gemeinderat und Präsident der  FDP Zürich 9, war darauf bedacht, nicht einfach für ein Nein am 10. Juni zur städtischen Koch-Areal-Vorlage zu werben. Stattdessen strich er heraus, warum die gleichentags zur Abstimmung kommende Initiative «Wohnen und Leben auf dem Koch-Areal» für den Kreis 9 besser sei. «Die Initiative fordert, dass das Koch-Areal an einen privaten Bieter verkauft werden soll, unter anderem mit der Auflage, auf dem Grundstück Wohnraum, Gewerbeflächen, einen öffentlichen Park sowie Infrastruktur für Kinderbetreuung und Schulraum zu erstellen», erklärte er. «In Altstetten und Albisrieden braucht es dringend zusätzliche Schulhäuser. Hier weist die Initiative einen wichtigen Pluspunkt zur städtischen Vorlage auf, die nur ausserschulische Angebote für Kinder vorsieht», so Avdili.

Auch bei den Wohnungen punkte die Initiative dank breiterem Angebot. «Während die Stadt nur gemeinnützige Wohnungen bauen will, sieht die FDP-Initiative einen Mix vor aus einem Drittel gemeinnütziger Wohnungen und zwei Drittel Wohnraum, die der private Bauherr frei nach den Bedürfnissen der Wohnungssuchenden bauen kann», so Avdili. In Zürich gebe es viele Beispiele dafür, dass Private schneller und günstiger bessere Wohnbauprojekte bauen können.

Lob für positiven Ideenwettbewerb

Der ehemalige «NZZ am Sontag»-Chefredaktor Felix E. Müller zeigte sich skeptisch, ob die FDP-Initiative am 10. Juni erfolgreich sein wird. «Ich hüte mich davor, eine Prognose zu deren Siegeschance abzugeben. Aber die Genossenschaften werden auch in diesem Abstimmungskampf ihr Netzwerk spielen lassen, schliesslich sind sie einer der zentralen Machtfaktoren unserer Stadt», analysierte Felix E. Müller. «Umso wichtiger ist es, dass die FDP einen positiven Ideenwettbewerb lanciert hat und die Bürger nicht von einem Nein, sondern von einer besseren Lösung überzeugen will», lobte er die Partei. Auch im Hinblick auf die Zukunft. Schliesslich sei in Zürich der Wohnraum knapp, weil die Stadt Opfer des eigenen Erfolgs geworden sei. «Zürich ist so attraktiv, dass alle hier leben wollen», erklärte er. Der Wohnungsbau wird demnach die Stadt – und auch die FDP – noch weit über den 10. Juni 2018 stark beschäftigen.